Der Begriff Holding klingt nach Konzern und großen Industrieunternehmen. Doch auch mittelständische Firmen können von einer Holdingstruktur profitieren. Dazu sollte im Vorfeld allerdings eine umfassende Prüfung aller Voraussetzungen, Vorteile, Nachteile und Ziele erfolgen. Der Mythos, dass man umso weniger Steuern zahlt, je mehr GmbHs man gründet, stimmt nämlich nicht generell. Tatsächlich lassen sich mit einer Holding für den Mittelstand jedoch Steuerersparnis und Vermögensaufbau in nicht unerheblichem Maße realisieren. Erfahren Sie hier mehr über die verschiedenen Arten von Holdings, über die besten Rechtsformen dafür und darüber, warum Start-ups das System der Holding manchmal einfach umkehren.
Holding für den Mittelstand – Steuern sparen & Vorteile nutzen
Das Wichtigste vorab kurz zusammengefasst
- Bei einer Holding handelt es sich nicht um eine Rechtsform von Unternehmen, sondern um eine Organisationsstruktur.
- Durch eine Holdingstruktur sind Steuerersparnisse in größerem Umfang möglich.
- Darüber hinaus können Effizienz und Vermögensaufbau optimiert werden.
- Holdingstrukturen eignen sich auch für den Mittelstand.
- Eine Holding besteht aus mindestens zwei Unternehmen, einer Mutter- und mindestens einer Tochtergesellschaft.
- Es gibt verschiedene Formen von Holdings, die sich nach der Rolle der einzelnen Hierarchieebenen unterscheiden, wie zum Beispiel reine Finanzholdings, Management Holdings oder operative Holdings.
- Die Gründung einer Holding sollte mithilfe von Experten (Steuerberater, Rechtsanwälten) erfolgen.
Was ist eine Holding – Definition
Bei einer Holdingstruktur handelt es sich nicht um eine Rechtsform, sondern um eine Unternehmensstruktur bzw. Organisationsform, die aus mindestens zwei Unternehmen besteht. Dabei ist ein Unternehmen übergeordnet (Mutterunternehmen) und die anderen sind untergeordnet (Tochterunternehmen). Das Mutterunternehmen wird dabei oft vereinfachend Holding genannt.
Was ist der Unterschied zwischen Holding und Konzern?
Ein Konzern und eine Holding haben einige Gemeinsamkeiten, unterscheiden sich jedoch in wichtigen Punkten. Der Konzern wird als Begriff im Aktiengesetz definiert, für Holding existiert keine offizielle rechtliche Definition. Ein Konzern zeichnet sich im Gegensatz zur Holding durch eine einheitliche Leitung aus. Beiden Strukturen gemeinsam sind eine organisatorische sowie eine vertragliche Vernetzung.
Jeder Konzern, der über mindestens eine abhängige Tochtergesellschaft verfügt, ist eine Holding, aber nicht jede Holding ist ein Konzern!
Was ist der Unterschied zwischen einer Holding und einem Joint Venture?
Bei einem Joint Venture werden Kontrolle und Führung auf mehrere Partnerunternehmen verteilt, die miteinander kooperieren. Grundlage ist dabei ein Vertrag und keine (jedenfalls keine zwingende) Kapitalbeteiligung.
Was ist der Unterschied zwischen einer Holding und einer Beteiligung?
Wenn sich ein Unternehmen an einem anderen beteiligt, bedeutet dies nicht zwingend, dass eine Holdingstruktur vorliegt. Diese entsteht erst, wenn es eine übergeordnete und eine untergeordnete Firma gibt, wie zum Beispiel eine Mutter- und eine Tochtergesellschaft.
Wie wird eine Holding gegründet?
Eine Holdingstruktur entsteht in der Regel durch Neugründung, manchmal kombiniert mit bestehenden Unternehmen, und besteht aus mindestens zwei Kapitalgesellschaften, einer Mutter- und einer Tochtergesellschaft.
Die Gründung einer Holding sollte optimalerweise wie folgt ablaufen:
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Schritt Beratung
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Falls Sie über eine Holdingstruktur nachdenken, sollten Sie zunächst Ihren Steuerberater aufsuchen und sich dort umfassend über alle Vor- und Nachteile, die empfehlenswerten Rechtsformen und die entstehenden Kosten beraten lassen. Zusätzlich kann eine Rechtsberatung notwendig werden.
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Gründung
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Anschließend werden die Gesellschaftsverträge erstellt und mithilfe eines Notars die Tochter- und die Muttergesellschaft gegründet. Die Muttergesellschaft wird dabei in der Regel als GmbH gegründet, die Tochtergesellschaften können auch andere Rechtsformen aufweisen.
Die Tochtergesellschaft kann durch ein Kapitalerhöhungsverfahren in die Holding eingebracht werden. Wichtig ist, dass die Muttergesellschaft möglichst mindestens 15 % der Tochtergesellschaft besitzt.
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Holdingstruktur ist aktiv
Die neue Struktur steht und ist entsprechend den Rollen von Mutter- und Tochtergesellschaft(en) definiert. Die Muttergesellschaft kann nun selbst neue Unternehmen gründen oder weitere Anteile an Unternehmen erwerben und diese in die Holding aufnehmen.
Als renommierte Steuerberatungskanzlei unterstützen wir Sie von Anfang an bei der Optimierung Ihrer Rechtsformen, bei der Gründung einer Holding und somit beim Steuern sparen. Melden Sie sich bei uns und vereinbaren Sie ein unverbindliches Erstgespräch zum Kennenlernen.
Welche Arten von Holding sind möglich?
Es gibt verschiedene Arten von Holdinggesellschaften:
Operative Holding
Bei der operativen Holding übernimmt die Muttergesellschaft das operative Geschäft. Bei den Tochtergesellschaften handelt es sich meist um Niederlassungen oder einzelne Betriebsstätten. Sowohl die Holding als auch einzelne Tochtergesellschaften können dabei im Ausland angesiedelt sein. Diese Art von Holding ist klassisch und typisch für sogenannte “Stammhauskonzerne”.
- Der Einfluss der Muttergesellschaft auf die Tochtergesellschaften ist in der Regel groß.
Finanzholding
Bei einer Finanzholding dient die Holdingstruktur vor allem der Vermögensverwaltung und als eine Art “interne Bank”. Die Muttergesellschaft übernimmt in dieser Struktur in der Regel keine operativen Aufgaben.
- Kein oder kaum operativer Einfluss der Muttergesellschaft auf die Tochtergesellschaften. Diese Art von Holdingstruktur wird auch manchmal von Start-ups genutzt.
Management Holding
Bei dieser Form einer Holding, oft auch Strategie Holding genannt, agiert die Muttergesellschaft als zentrale Kontrollfunktion, übernimmt die strategische Steuerung und ist vorwiegend die alleinige Entscheidungsinstanz. Die Tochtergesellschaften übernehmen das operative Geschäft, sind dabei jedoch abhängig vom Kapitalzufluss aus der Muttergesellschaft. Der Geschäftssitz der Muttergesellschaft ist häufig im Ausland, dies hat überwiegend steuerliche Gründe.
- Der Einfluss der Muttergesellschaft auf die Tochtergesellschaften ist sehr groß, obwohl letztere das operative Geschäft verantworten.
Dachholding und Zwischenholding
Diese Begriffe beschreiben lediglich die Position in der Hierarchie. Das jeweils herrschende Unternehmen befindet sich dabei entweder in der höchsten Ebene (Dachholding) oder unterhalb der höchsten Ebene, jedoch mit weiteren Tochtergesellschaften unter sich (Zwischenholding).
Sonderfall: Start-up Holding
Bei Holdingstrukturen, die von Start-ups gegründet werden, wird das klassische Holdingmodell oft umgekehrt, d. h. verschiedene Inhaber gründen jeweils eine eigene Muttergesellschaft als Alleingesellschafter und erschaffen dann ein gemeinsames Tochterunternehmen.
- Bei diesem Modell gewinnen die Start-ups durch die Holdingstruktur an Reputation und nutzen gemeinsame Ressourcen, z.B. für Marketing & Vertrieb.
Welche Vorteile bietet eine Holding?
Eine Holdingstruktur kann viele Vorteile mit sich bringen, die nicht nur für große Konzerne, sondern auch für mittelständische Unternehmen interessant sein können. Wir stellen hier die wichtigsten Vorteile vor:
Steuerliche Vorteile bei Holding
Durch den Aufbau einer Holdingstruktur lassen sich in größerem Umfang Steuern sparen.
Steuern sparen bei Gewinnausschüttung
Die Muttergesellschaft muss auf eingehende Gewinnausschüttungen von operativen Tochtergesellschaften gemäß § 8b KStG nur maximal 1,5 % Steuern entrichten, während die normale Steuerlast für eine GmbH in der Regel bei etwa 30 % liegt (Körperschaftsteuer, Soli, Gewerbesteuer).
Steuern sparen bei Dividenden
Schütten die Tochtergesellschaften Dividenden an die Muttergesellschaft aus, so sind diese zu 95 % steuerfrei, lediglich auf 5 % sind Körperschaftsteuer, Soli und Gewerbesteuer zu zahlen. Voraussetzung ist allerdings, dass die Muttergesellschaft mindestens 15 % an der Tochtergesellschaft besitzt.
Gewerbesteuer sparen bei Holding
Falls eine Beteiligung von mindestens 15 % an einer anderen Gesellschaft vorliegt, muss laut § 9 GewStG keine Gewerbesteuer auf die Gewinne gezahlt werden. Da die Gewerbesteuer-Hebesätze regional sehr unterschiedlich festgelegt sind, lässt sich die Ersparnis nicht pauschal benennen. Einen Gewerbesteuerrechner finden Sie hier.
Steuern sparen bei Verkauf von Tochtergesellschaften
Falls die Muttergesellschaft eine Tochtergesellschaft verkauft, wird der Ertrag lediglich mit 5 % versteuert, der restliche Gewinn ist für die Muttergesellschaft steuerfrei. Holdingstrukturen erweisen sich daher oft als vorteilhaft, wenn Unternehmen in erster Linie zum späteren Verkauf übernommen werden.
Haftungsvorteile einer Holding
Mithilfe einer Holdingstruktur können Haftungsrisiken minimiert werden. Jede Tochtergesellschaft haftet zum Beispiel nur für ihr Unternehmen und nicht für weitere Firmen in der Holding. Gleichzeitig ist die Muttergesellschaft haftungsrechtlich nicht für die Tochtergesellschaft(en) verantwortlich. Darüber hinaus kann mit einer Holdingstruktur die persönliche Haftung der Geschäftsführung mit dem Privatvermögen eingeschränkt werden. Die Holding haftet lediglich mit dem Betriebsvermögen.
Organisatorische Vorteile einer Holding
Durch eine Holding können verschiedene operative Geschäftsfelder sowie Niederlassungen (auch im Ausland) klarer voneinander getrennt werden. Jeder Geschäftsbereich kann so seine eigenen Ziele verfolgen und haftet nicht für Verluste anderer Sparten. Gleichzeitig bietet sich die Chance, Ressourcen besser zu verteilen, die Organisationsstruktur zu optimieren und die Effektivität zu erhöhen.
Aufbau von Vermögenswerten durch eine Holding
Da eine Holdingstruktur helfen kann, Steuern zu sparen, kann der Aufbau von Vermögen beschleunigt werden. Sobald Gewinne an die Muttergesellschaft ausgeschüttet und damit Steuern gespart werden, kann mehr Vermögen für Investitionen genutzt werden. Darüber hinaus ist der (auch teilweise) Verkauf von Tochterunternehmen ebenfalls steuerbegünstigt möglich und kann zum Vermögensaufbau beitragen.
Welche Nachteile bringt eine Holding mit sich?
Eine Holdingstruktur bringt auch einige Nachteile mit sich, die sich vor allem für mittelständische Unternehmen negativ auswirken können:
Nachteile Holding bei Buchhaltung
Mit dem Aufbau einer Holdingstruktur erhöhen sich Aufwand und Komplexität in der Buchführung. Es entstehen mehrere miteinander verbundene Unternehmen. Dies bedeutet mehr Aufwand nicht nur für die einzelnen Firmen, sondern auch für die beauftragte Steuerberatungsgesellschaft. Prüfen Sie daher den zu erwartenden Mehraufwand und die möglichen Steuerersparnisse bereits vor der Gründung.
Nachteile Holding durch Gründungskosten
Holdingstrukturen zu gründen, kann teuer werden. Es sind pro Gesellschaft mindestens fünfstellige Beträge als Kapital notwendig, abhängig von der Rechtsform. Dazu kommen die Kosten für Handelsregistereinträge, Notar und vieles mehr.
Nachteile Holding bezüglich Liquidität
Die teilweise recht langen Anmeldeprozesse beim Finanzamt, die Kapitalbindung und fehlende Umsatzsteuer-Identifikationsnummern können Liquiditätsverzögerungen und Liquiditätsengpässe mit sich bringen. Gleichzeitig kann es sich negativ auswirken, wenn zur Schaffung oder Änderung einer Holdingstruktur Unternehmen liquidiert werden müssen.
Was bedeutet Mittelstand – Definition
Als mittelständische Unternehmen werden in Deutschland in der Regel Firmen mit weniger als 499 Mitarbeitern und einem Jahresumsatz von maximal 50 Mio. € bzw. einer Jahresbilanzsumme von maximal 43 € Euro bezeichnet. Der größte Teil der Unternehmen in Deutschland gehört laut dieser Definition zum Mittelstand.
Wann lohnt sich eine Holding für den Mittelstand?
Der Aufbau einer Holdingstruktur für den Mittelstand lohnt sich dann, wenn die steuerlichen und organisatorischen Vorteile einer Holding die zusätzlichen Kosten und Nachteile einer Holding übersteigen oder zumindest ausgleichen.
Sinnvoll ist eine Holdingstruktur vor allem dann, wenn erzielte Gewinne steuerbegünstigt zur Investition genutzt oder der Verkauf einer Sparte / Tochtergesellschaft steuersparend umgesetzt werden soll.
Ob sich der Aufbau einer Holding wirklich langfristig lohnt, kann nur mithilfe eines kompetenten Steuerberatungsbüros berechnet und überprüft werden.
Was ist beim Aufbau einer Holding unbedingt zu beachten?
Um alle steuerlichen Vorteile einer Holding nutzen zu können, ist eine Beteiligung von mindestens 15 % der Muttergesellschaft an der jeweiligen Tochtergesellschaft notwendig. Darauf sollte unbedingt geachtet werden. Darüber hinaus sollte die individuell passende Form einer Holding (als reine Finanzholding, als operative Holding usw.) vorab eingehend bedacht werden.
Weitere wichtige Fragen zum Thema Holding für den Mittelstand
Wir haben hier einige weitere wichtige Fragen & Antworten zum Themenkomplex zusammengestellt:
Was kostet die Gründung einer Holding?
Zunächst ist für jede neu gegründete Gesellschaft das Grundkapital (mindestens 25.000 €) bereitzustellen. Dazu kommen einmalige Kosten für Rechts- und Steuerberatung sowie für den Notar, für den Eintrag in das Handelsregister sowie Aufwendungen für weitere Formalitäten.
Ist die Muttergesellschaft einer Holding umsatzsteuerpflichtig?
Falls die Muttergesellschaft lediglich dazu dient, Beteiligungen zu halten, zu erwerben oder zu verkaufen (Finanzholding) stellt sie kein umsatzsteuerliches Unternehmen dar und ist daher nicht umsatzsteuerpflichtig und in Folge auch nicht zum Vorsteuerabzug berechtigt. Falls jedoch operativ gearbeitet wird bzw. Eingriffe in die Verwaltungsstrukturen erfolgen, ist auch die Muttergesellschaft einer Holding umsatzsteuerpflichtig.
Fazit
Eine Holding lohnt sich nicht nur für große Konzerne, sondern in vielen Fällen auch für mittelständische Unternehmen. Allerdings sollte dieser Schritt nur unter fachkundiger Begleitung durch Experten aus den Bereichen Steuern und Recht erfolgen. Gerne stehen wir Ihnen als Steuerberatungsunternehmen diesbezüglich zur Verfügung und können durch unser großes Netzwerk beizeiten die passenden Fachanwälte einbeziehen. Vereinbaren Sie ein unverbindliches Erstgespräch und erfahren Sie mehr!
Welche Form von Holding wählen viele Start-ups?
Start-ups kehren oft das Grundprinzip der Holding um und gründen mehrere Mutterunternehmen und ein gemeinsames Tochterunternehmen, um bestimmte Funktionen zu bündeln und ihre Reputation zu stärken.
Für wen lohnt sich eine Holding?
Der Aufbau einer Holding lohnt sich nicht nur für große Firmen, sondern auch für mittelständische Unternehmen, die Gewinne steuersparend investieren und gleichzeitig Vermögen aufbauen wollen.
Was unterscheidet eine operative Holding von einer Finanzholding?
Bei einer operativen Holding übernimmt die Muttergesellschaft die Verantwortung und einen Großteil des operativen Geschäfts, bei den Tochtergesellschaften handelt es sich meist um Niederlassungen. Bei einer Finanzholding dient die Muttergesellschaft dagegen rein als Halterin der Beteiligungen und ist nicht operativ tätig.
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